Cromford-Gespräch über Handwerk, Mut und Fortschritt in Ratingen
In der Cafeteria des Herrenhauses Cromford zeigt Norbert Kirchgaesser, Unternehmer aus Ratingen, auf die verschnörkelte, gusseiserne Rosette eines alten Türschlosses. „Das hat wohl mein Urgroßvater, der Schlossermeister Johann Kirchgaesser, vor rund zweihundert Jahren gefertigt“, sagt er stolz.
Beim Cromford-Gespräch am Sonntag standen genau diese beiden im Mittelpunkt – der historische Handwerker, der sein Leben und seine Arbeit akribisch dokumentierte, und sein Urenkel, der Ingenieur Norbert Kirchgaesser, der das Familienunternehmen Kirchgaesser Industrieelektronik in Ratingen führt.
„Im Zentrum steht ein Gedanke, der damals wie heute entscheidend ist – Innovation“, betonte die Vorsitzende des Cromforder Fördervereins, Hannelore Hanning, zu Beginn der Veranstaltung. Anhand zahlreicher Beispiele aus alten Aufzeichnungen und moderner Bildpräsentationen gelang es, einen Spannungsbogen von der Geschichte über die Gegenwart bis in die Zukunft des unternehmerischen Handelns zu schlagen.
Wie schon sein Urgroßvater, den Moritz Brügelmann für die Werkstätten in Cromford gewinnen wollte, entschied sich auch Norbert Kirchgaesser nach seinem Ingenieurstudium für den Weg in die Selbstständigkeit, mutig und mit ungewissem Ausgang. Denn wie der Schlossermeister einst auf die industrielle Revolution reagieren musste, ist auch der heutige Unternehmer ständig gefordert, sich neuen Herausforderungen zu stellen – von der Digitalisierung bis zur Künstlichen Intelligenz.
„Unsere Messmaschinen für den Untertagebau wurden irgendwann nicht mehr gebraucht. Also mussten wir uns neu aufstellen“, berichtete Kirchgaesser. Neue Geschäftsfelder wurden erschlossen, Märkte aufgebaut – und wieder verloren. „Gerade hatten wir den Markt in Russland etabliert, da machte die Politik einen Strich durch die Rechnung. Jetzt steht China vor der Tür – und neue Vorschriften kommen ständig hinzu. Bei jedem kleinen Gummiring muss darauf geachtet werden, dass kein Kautschuk enthalten ist.“
Rund 30 Teilnehmende diskutierten lebhaft über die Frage, was ein Unternehmen über Generationen hinweg erfolgreich macht. Kirchgaessers Antwort fiel klar aus: „Es braucht Mut, Glück, Kompetenz – und ständige Innovation.“
Zum Abschluss dankte Hannelore Hanning dem Unternehmer für seinen Beitrag zur Veranstaltung und würdigte, was die Familie Kirchgaesser über Generationen hinweg für den Standort Ratingen geleistet hat – gestern wie heute.
