Die Bandweberei Kafka - ein lebendiges Zeugnis der Wuppertaler Industriekultur

Die Exkursion der Freunde und Förderer des Industriemuseums Cromford führte in die Heimat von Johann Gottfried Brügelmann nach Wuppertal.

Statt spinnen stand jedoch weben im Mittelpunkt und zwar das Erlebnis der Produktion von hochwertigen Bändern mit kunstvollen Mustern in der 1898 gegründeten Bandweberei Kafka. In dieser traditionsreichen, unter Denkmalschutz stehenden Ein Foto von dem Webstuhlältesten Bandweberei Deutschlands, konnten die Teilnehmer der Exkursion die Kunst der Bandweberei an historischen Jacquard –Webstühlen hautnah und praktisch erleben.

Das Interesse an dem geschichtlichen Hintergrund war ebenso groß wie das Staunen über die Funktionsfähigkeit der Maschinen.

Bandweber Christian Lenkeit vor einem WebstuhlFrauke Kafka rettete die historischen Jacquard-Webstühle aus einem Betrieb, der Ende des 19. Jahrhunderts gegründet wurde. Dank ihrer Bemühungen leben diese Maschinen heute in einer musealen Produktion weiter und bewahren dabei die traditionellen, eindrucksvollen Muster.

Das Stampfen und Klappern der Webstühle erlebten wir in den kleinen Räumen der Produktionsstätte als sehr ohrenbetäubend. „Ohne Gehörschutz ist das Arbeiten in den kleinen Räumen nicht möglich“, berichtete uns der Bandweber Christian Lenkeit. Für uns Besucher wurden die Maschinen daher angehalten und die Produktion unterbrochen.

Die historischen Maschinen tragen Namen wie ‚Oma‘ oder ‚Theo‘ oder ‚Kurt‘ und werden von den Mitarbeitern mit Herzblut betrieben, gewartet und gepflegt. Einer der Webstühle ist von 1880 und trägt den Namen ‚Oma‘. Er genießt eine Sonderstellung.  Auf der Weltausstellung 1900 in Paris wurde ‚Oma‘ mit einer Goldmedaille ausgezeichnet und ist bis heute im Einsatz. Dieser Webstuhl produziert weiterhin die qualitativ hochwertigen Bänder in einem gleichmäßig schlagenden Takt mit seinen sechs übereinander gelagerten Schiffchen.

Die gewebten Bänder fühlen sich unterschiedlich weich an, die gewebte Kante und die Muster geben ihnen Struktur.

Nach der Übernahme der Firma im Jahr 2018 durch Claudia Pauli werden neben den traditionellen Bändern laufend neue modische Bänder entworfen, aber alle werden nach dem traditionellen Jacquard-Verfahren Ein Band mit kuntvollem Muster kommt aus dem Webstuhlhergestellt. Kunden aus aller Welt bestellen diese außergewöhnlichen, wertvollen Bänder, Etiketten und Initialen.

Hoch interessant für uns Besucher waren die Produktion und der Einsatz von Lochkarten bei der Herstellung der Bänder. Die Muster, von der Chefin und verschiedenen Designern entworfen, werden mit einerspeziellen Maschine, einer selbst entwickelten Stanzmaschine, in Lochkarten geschlagen, die motivweise verbunden werden, dann in Endlosschleife über die Maschinen laufen und die Muster auf die Bänder übertragen. Die Löcher in der Karte bestimmen, welche Kettfäden gesenkt oder gehoben werden. Ein kleines Webmotiv, z. B. für ein Etikett, benötigt ca. 850 unterschiedliche Lochkarten.

Kunden sind Privatleute, Händler und Geschäftspartner aus aller Welt, sie kommen z.B. aus Japan, China, USA , Frankreich und anderen europäischen Ländern.

Beim gemeinsamen Ausklang in den Räumlichkeiten der Bandweberei diskutierten die Exkursionsteilnehmer lange sehr angeregt in einer angenehm gelösten Atmosphäre über die ‚Königsdisziplin der Webkunst‘.

 ‚Heute erlebten wir spannende vertiefende Einblicke in die Welt der bergischen Textilindustrie und in die Kunstfertigkeit der Weber-damals wie heute.  

Hier in Wuppertal wird das textile Erbe der Region durch Menschen, die sich der Bandweberei in ihrer Tradition verschrieben haben, bewahrt“, fasste anerkennend  Hannelore Hanning in ihrem Dank an die Bandweber die Eindrücke zusammen und schlug inhaltlich eine Brücke zum Auftrag des LVR Industriemuseums Cromford Textilfabrik in Ratingen. Und sie lud zu einer Führung durch die neue Dauerausstellung ein, die ab Frühsommer 2026 nach den Umbauarbeiten in Ratingen zu sehen sein wird.